Toulouse: “Sie weigerten sich Kannonfutter zu sein, wir weigern uns Dronenfutter zu werden”

“Sie weigerten sich Kannonfutter zu sein, wir weigern uns Dronenfutter zu werden”. Kommunique zum Angriff gegen drei Trafostationen in Toulouse in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 2024

In dieser Nacht sind wir leichten Herzens durch die Stadt gezogen, auf der Suche nach etwas frischer Luft, einer netten Begegnung, eines Abenteuers, wie die Nacht sie so schön bieten kann. Und da es unmöglich ist, in dieser Stadt auch nur 500 Meter zu gehen, ohne dass man eines dieser industriellen Monster im Dienste des andauernden generalisierten Massakers antrifft, bot sich uns das Abenteuer schnell an. Leichten Herzens, aber nie gefühllos oder resigniert, haben wir uns auf den Weg gemacht, um ein paar unserer selbst gebauten Schätze zu holen, die wir hier und da verteilt haben, um der todbringenden Industrie, mit einem hoffentlich großen BOUM endlich den Todesstoß zu verpassen.

Die französische Luft- und Raumfahrtindustrie ist die größte Europas (sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich). Hier befinden sich die meisten Entscheidungsinstanzen und operativen Standorte europäischer Unternehmen und Programmen, die die Gesamtheit des technologischen Spektrums des Luft- und Raumfahrt Sektors abdecken (einschließlich der nuklearen Ballistik). Auf nationaler Ebene befindet sich das wichtigste Zentrum dieser Branche (Bildungseinrichtungen, Forschungslabors, Produktionsstätten usw.) in Toulouse.

Wir haben an drei Orten agiert, zwei im Süden und einen im Norden. Wir haben Schlachtdeckel geöffnet und darin verborgenen Kabel in Brand gesteckt. An einem Standort haben wir eine Hochspannungsleitung angegriffen an dem Ort wo die Kabel in die Erde eindringen. Keine Erwähnung dieser Angriffe in den Medien, obwohl die Flammen bereits sehr hoch tanzten, als wir die Orte verließen, was keine Zweifel an dem Gelingen unserer Aktion lässt.

Wir haben am Vorabend der jährlichen Luft- und Raumfahrtmesse, die zu den weltweit wichtigsten in diesem Bereich zählt, agiert. Wir hoffen ihnen das Fest etwas verdorben zu haben. Sie sollen wissen, dass die rebellierenden noch nicht ihr letztes Wort gesprochen haben. Diese Stadt ist berühmt berüchtigt für die Ausbreitung seiner Todesindustrie, aber sie hat in den letzten Jahren auch ein Wiederaufkommen antimilitaristischer Agitation gesehen: Demos, Videoprojektionen und öffentliche Diskussionen, Graffitis an den Rekrutierungsbüros, Störaktionen, Transparente und Plakate gegen den Krieg, Flyern gegen den SNU, Blockade an Gymnasien gegen die Massaker in Gaza, Aktionen gegen Thales, Apside, Carrefour, Latecoere, Sabotagen gegen Zugstrecken der SNCF…

Mit unserer Aktion haben wir versucht, einem Teil dieser „industriellen Blüte“ (Luft- und Raumfahrt, Rüstung, Technologie), die sich vor allem im Besitz des französischen Staates befindet, den Saft abzudrehen.

Wir hätten wohl auch dem alten Chemiestandort SNPE (Heracles Ariane) der sich im Herzen der Stadt befindet, den Strom abdrehen können, aber aus Angst ein neues AZF (im September 2001 ist die Fabrik AZF die chemischen Dünger zu Herstellung von Munition fabrizierte durch einen Unfall in die Luft geflogen, was eine beachtliche Verwüstung in der ganzen Stadt verursacht hat.) zu provozieren oder die Erinnerung daran wieder aufkommen zu lassen, haben darauf verzichtet. Was soll man zu einer Welt sagen, die wie wahnsinnig an seinen Zeitbomben bastelt, die nur auf ein Funke wartet, um eine neue industrielle Katastrophe zu provozieren? Ist es im Namen des Fortschritts, des Versprechens einer von allen Krankheiten befreiten Welt, dass wir mit ansehen müssen, wie die Erde jeden Tag ein bisschen mehr vergiftet wird? Welche Ironie!

Übrigens wir wollen nicht unbedingt den Nachbarn der angrenzenden Viertel schaden. Aber so wie die Dinge organisierte sind, haben wir keine andere Wahl. In Anbetracht ihrer Eroberungskriege, ihrer zwischenstaatlichen Rivalitäten und der Aneignung der Rohstoffe, die zur Wandlung des Kapitalismus notwendig sind, haben wir unsere Seite gewählt. In Anbetracht ihrer industriellen Kriege, gegen Flüsse und Ozeane, gegen Berge und Gletscher, vom Untergrund bis hin zu den Sternen, haben wir unsere Seite gewählt. In Anbetracht ihrer sozialen Kriege gegen die Unterdrückten, die Frauen, die Unangepassten, die Deserteure von Gender und Race, die Eingeborenen, haben wir unsere Seite gewählt. Angesichts ihrer technologischen Kriege gegen das, was wächst und was sich der Maschine widersetzt, haben wir unsere Seite gewählt. Gegen ihre Kriege: unsere Seite ist die der Solidarität, des Kampfes, der Offensive und der rebellischen Liebe gegen alle Staaten, jegliche Industrie, alle Schlächter des Lebens…und der Freiheit.

Der Konflikt weitet sich aus, Russland und die NATO versprechen uns einen dritten Weltkrieg. Wollen wir uns angesichts dieser instabilen Welt also nicht einige Fragen stellen? Wie lange können wir es uns noch leisten, wegzuschauen oder uns mit einem humanitären Beitrag begnügen? Wie stellen wir uns vor zu reagieren, wenn der Konflikt näher rückt? Wenn, wie vom Staat geplant, die Wehrpflicht wieder eingeführt wird und eine ganze Kategorie von Menschen in den Krieg geschickt wird? Dass die Fabrik, die Büros, in denen Sie arbeiten, beschlagnahmt und in den Dienst desselben Krieges gestellt werden? Wissen wir, wo die militärischen Nachschubkonvois entlangfahren? Wissen wir, wie man pflegt? Wollen wir uns darauf verlassen, dass der Staat für unsere Sicherheit sorgt, obwohl er schon oft bewiesen hat, dass dies nicht sein Hauptanliegen ist? Wenn er nicht zögert, uns industriellen Risiken auszusetzen, warum sollte er sich dann mehr um unsere Sicherheit im Kriegsfall kümmern? Es gibt noch alte Hasen die sich an die Zeit erinnern, als der Begriff Krieg nicht eine Abstraktion war. Die Menschen mussten sich schon immer gegen die Kriegstreiberei ihrer Regierungen wehren. Wir werden uns dem nicht entziehen können. Sie weigerten sich, Kanonenfutter zu sein, und wir werden uns weigern, Drohnenfutter zu werden. Dies soll keine Panikmache sein, sondern eine Einladung zur Reflektion, zur Diskussion und zur Verweigerung der Passivität. Redet darüber mit euren Nachbarn, in der Warteschlange im Supermarkt, nach dem nächsten Kriegsfilm den ihr euch anschaut. Redet weit von weg von neugierigen Ohren (Mobiltelefone sind Ohren). Fragt euch auf wen ihr zählen könnt, und wie ihr euch verteidigen könnt gegen diejenigen die euch schaden wollen. Auch wenn wir die Welt nicht ändern können, bestimmen wir dennoch über unser eigenes Leben.

Wir können unser Kommunique nicht beenden, ohne all die Warmherzigkeit unserer feurigen Nacht den Gefährt*innen in Griechenland und anderswo zu senden, die den harten Verlust von Kyriakos, ein Anarchist, der kürzlich bei einer Explosion ums Leben kam, und die darauf folgende Repression erleiden müssen. Mut und Kraft!

Danke auch an den Unbeugsamen der ZAD gegen die A69, deren Mut und Entschlossenheit uns bestärkt. Eine Besetzung mag beendet sein (und lang lebe die Sabotage gegen die Unternehmen der Baustelle!), aber neue entstehen, weil wir nie aufgeben werden. Und das bisschen Freiheit, das der Realität abgerungen wurde, werden sie uns niemals nehmen können. Mut und solidarisiert mit all jenen die die staatliche Gegenoffensive dieses Kampfes erleben.

Solidarität mit allen die durchhalten gegen den genozidialen Krieg des israelischen Staates (der sich unter anderem hier in Toulouse mit Material für die Tsahal eindeckt).

Solidarität mit allen Aktivist*innen, Anarchist*innen, Ökos, Indigenen die Widerstand leisten gegen die militärischen Aggressionen der Staaten und Paramilitärs. Wir denken an Kanaky, Martinique, Mayotte, Kurdistan…

Danke auch all den Gefährt*innen die gegen den Krieg handeln, und im generellen Allen die versuchen sich zu widersetzen. Viel Kraft.

Unterschrieben: die neue CNT Aeronautique

P.S. Hier eine Auflistung der Unternehmen die wir vielleicht getroffen haben.

Im Noden: Airbus in Colomiers und Blagnac, Eads ATR, Safran, Dassault, Stelia Aerospace, Latecoere, British Aerospace, Daher, SopraSteria,Atos, Bollore Logistics, Collins Aerospace, Alyotech, Groupe Mecachrome, Actia Automotive..

Im Sueden: Airbus Defence and Space, Cassidian, der Mittel und Klein Unternehmens und Starup Cluster der Dronen in Labege Innopole entwickelt, Diodon Drone Technology, le Centre Spatial de Toulouse, Ansys, Delair, EADS Defense and Security Systems, Magellium, Nexeya, Soditech, Milingy…

 

Übersetzung von: SwitchOff

[en français]

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